Der Sinn von Impfungen

Dr. Alexander Lang-Adolph
15 Februar 2024

Impfungen gehören zu den wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen der Medizin. Sie schützen vor schweren Infektionskrankheiten, die sogar tödlich verlaufen können. Vorrangiges Ziel ist es, Menschen vor lebensbedrohlichen Erkrankungen zu schützen.

Darüber hinaus sollen Infektionskrankheiten regional und in weiterer Folge auch weltweit ausgerottet werden. Das ist nur dann erreichbar, wenn möglichst viele Menschen gegen bestimmte Krankheitserreger geimpft sind. Man spricht dann von Herdenimmunität oder Gemeinschaftsschutz.

Die vorrangige Aufgabe des menschlichen Immunsystems besteht darin, Krankheitserreger abzuwehren. Dringt ein Erreger in den Körper ein, erkennen Abwehrzellen wie die weißen Blutkörperchen diesen als körperfremd. Es kommt zur Produktion von Antikörper, die den unerwünschten Eindringling bekämpfen. Das Immunsystem merkt sich, auf welchen Erreger es reagiert hat. Kommt es nun zu einem erneuten Kontakt mit dem gleichen Erreger, kann unser Immunsystem sofort reagieren. Die Antikörperproduktion setzt viel schneller ein als beim Erstkontakt. Diese schnelle Reaktion macht es möglich, dass eine Krankheit nicht oder nur in abgeschwächter Form ausbricht. 

Bei einer Impfung werden dem Körper abgeschwächte bzw. abgetötete Erreger oder auch nur Bestandteile von Krankheitserregern verabreicht. Unserem Immunsystem wird so eine Infektion vorgetäuscht und es reagiert mit der Bildung von Antikörpern. Bei einem erneuten Kontakt mit dem „echten“ Krankheitserreger können die Antikörper sofort reagieren und die Erkrankung wird schon im Vorfeld verhindert. Eine Impfung bietet also die Möglichkeit, das Immunsystem an einem ungefährlichen Gegner zu trainieren.

Impfen ist in Österreich eine freiwillige Entscheidung. Es gibt keine Impfpflicht. Die Entscheidung, ob jemand geimpft werden möchte oder nicht, liegt bei jedem Selbst. Um eine Entscheidungsfindung für oder gegen eine Impfung erlangen zu können, bedarf es Information und Aufklärung durch die Ärztin/den Arzt. 

Wichtig ist dabei auch, die möglichen Nebenwirkungen zu besprechen. Die häufigste lokale Reaktion auf die Impfung sind Druckschmerzen an der Impfstelle. Hinzu können Rötung und Schwellung kommen. Als Allgemeinreaktionen sind Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen sowie in manchen Fällen Fieber möglich. Nach 1-3 Tagen sollten diese Symptome aber wieder verschwinden. Impfreaktionen sind relativ häufig, jedoch harmlos und unbedenklich, sondern Zeichen, dass die Immunabwehr aktiviert wird.

Impfen bei chronischen Krankheiten oder Allergien?

Patienten mit Gerinnungsstörung oder Blutungsneigung können fast immer subkutan (s.c.) geimpft werden. Gegebenenfalls kann die Impfung auch intramuskulär (i.m.) mit einer sehr feinen Injektionskanüle und der anschließenden festen Komprimierung der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten erfolgen.

Autoimmunerkrankungen (z. B. Myasthenia gravis, Multiple Sklerose) oder chronisch-entzündliche Erkrankungen (z. B. Rheumatoide Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen) stellen grundsätzlich keine Kontraindikation für Schutzimpfungen dar. Studien konnten bisher keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer Impfung und einer neu aufgetretenen Autoimmunkrankheit bzw. einer chronisch-entzündlichen Erkrankung oder einem Schub einer bereits bestehenden Erkrankung belegen.

Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffs können Impfhindernisse darstellen. In Betracht kommen vor allem Neomycin und Streptomycin sowie in seltenen Fällen Hühnereiweiß. Personen, die eine anaphylaktische Reaktion nach einer Impfung hatten, sollten eine allergologische Abklärung anstreben, um den ursächlichen Bestandteil des Impfstoffs zu identifizieren und zukünftig meiden zu können. Impfstoffe, die eine anaphylaktische Reaktion ausgelöst haben, ohne dass das auslösende Agens identifiziert werden konnte, sind kontraindiziert. Für viele Impfstoffe sind inzwischen Alternativen ohne Allergene erhältlich, wie z.B. Hühnereiweiß-freie Präparate.

Impfen in der Schwangerschaft?

Während einer Schwangerschaft sind nur empfohlene und dringend indizierte Impfungen durchzuführen, viele Totimpfstoffe können aber problemlos ab dem 2. Trimenon gegeben werden. Für die Lebendimpfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen stellt eine Schwangerschaft eine Kontraindikation dar.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Je nach Impfung gilt es den richtigen Zeitpunkt zu definieren. Bei Reiseimpfungen gilt dies bis spätestens 6 Wochen vor Abreise zu erledigen. Ist dies nicht möglich, gibt es ein verkürztes Impfschema, das allerdings meist nicht so wirksam ist, jedoch besser als kein Schutz. Saisonale Impfungen wie die Grippeimpfung erhält man idealerweise im Oktober bis November. Auch je nach Alter gibt es im Impfplan Empfehlungen, die gemeinsam besprochen gehören – braucht es eine Grundimmunisierung, eine Auffrischung oder eine dem Alter entsprechende spezielle Impfung ( Pneumokokken, Herpes Zoster..) ?

Weiterführende Informationen finden Sie im Impfplan Österreich Version 1.0 2023 /2024.

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